Zur Geschichte

Die Ortschaft Rehefeld-Zaunhaus wurde auf einem geologischen Untergrund errichtet, der nur noch an wenigen Stellen im Osterzgebirge angetroffen wird. Während ansonsten Gneise oder Porphyre und Granit das Grundgebirge des Landkreises Dippoldiswalde bilden, ist es in Rehefeld-Zaunhaus der Phyllit. Morphologisch geprägt wird die Lage des Ortes von der tiefen Einkerbung des Wilden Weißeritz-Tales. Die Besiedlung des Tales erstreckt sich zwischen 685 m bis 730 m über NN. Rehefeld-Zaunhaus gehört damit zu den Ortschaften, die auf der klimatisch exponierten Kammlage des Osterzgebirges errichtet wurden. Im Gegensatz zu seinen östlich benachbarten Orten und Städten verdankt Rehefeld-Zaunhaus seine Gründung nicht dem Bergbau. Gerade die Ruhe und Abgelegenheit in diesem Tal war letzendlich für die Anlage des Ortes ausschlaggebend.

Der Ortsname Rehefeld-Zaunhaus hat seine besondere Geschichte.

Zaunhaus geht in seinen ältesten Anfängen zurück auf das unter Kurfürst Moritz (1541 – 1553) im Jahre 1550 erbaute Jägerhaus. Erst im 18. Jahrhundert siedelten sich in der Nähe eine Anzahl Waldarbeiter, Flößer und Kalkwerker an und die kleine Streusiedlung wurde, wie das Jägerhaus, "Zaunhaus" genannt.

Im Jahre 1606 gründete der Bärenfelser Forst- und Wildmeister Jobst Heinrich von Römer ein Stück talabwärts ein kleines Vorwerk. Auf dem Grund und Boden des Gutes entstand in der ersten Hälfte des 17. Jhd. eine kleine Waldarbeitersiedlung, die zunächst nach einem Beinamen des Forsthauses "Sorgenfrey" hieß. Die Ansiedler waren Holzhauer, Köhler und Flößer.

Die Änderung des Ortsnamen Sorgenfrey in Rehefeld geht auf das Jahr 1637 zurück. Nur langsam wuchs die Einwohnerzahl dieses weltabgeschiedenen Walddörfchens. Der Nachfolger August des Starken machte aus dem Forsthof ein schriftsässiges Rittergut (Freigut). Dadurch erlangten die damaligen Besitzer die Rechte der Ober- und Erbgerichtsbarkeit. Es dürfte einmalig in der sächsischen Geschichte sein, das ein so kleiner Ort so großen selbständigen Rechtsumfang bekam. Der Zusammenschluß der beiden Ortsteile Zaunhaus und Sorgenfrey-Rehefeld zu Rehefeld-Zaunhaus erfolgte erst im Jahre 1879.

Jagd und Forstwirtschaft waren die Haupterwerbsquellen des Ortes.

Seit Mitte des 17. Jhd. war das umliegende Land eine sorgsam gehütete Jagddomäne der sächsischen Kurfürsten und späteren Könige von Sachsen. So wurde z.B. einer der letzten Vielfraße (Bär) des Erzgebirges bei einer Jagd in Rehefeld 1715 erlegt. Ab 1860 erfolgte eine aufwendige Hege des Rotwildes, so daß sich letzendlich ca.700 Stück dieses kapitalen Wildes um 1892 in einem 16 000 ha großen Gatter befanden. Das 1869 im nordischen Stil erbaute Jagdschloß in Zaunhaus prägt noch heute das Bild des Ortes als Symbol der spätfeudalen Jagdleidenschaft des sächsischen Königshauses. Im Jahre 1883 hat die ehemalige, dem Volke zugetane Königin Carola der Gemeinde Rehefeld-Zaunhaus einen Friedhof mit Kapelle zum Geschenk gemacht. 1912 erhielt die Kapelle einen Turm mit Glocke.

In der wirtschaftlichen Entwicklung hinkte Rehefeld-Zaunhaus den benachbarten Orten hinterher. Haupterwerbsquelle blieb neben den jagdlichen Hilfsdiensten die Forstwirtschaft und eine bescheidene Weidewirtschaft. Für den Wald und die Menschen war das Holz-Flößen von besonderer Bedeutung. Die Wilde Weißeritz, mit starken Wasserreichtum und entsprechenden Gefälle war das notwendige Transportmittel. Alljährlich im Frühjahr bei Tauwetter fand auch unter Ausnutzung des Flößteichwassers (Wüster- oder Schwarzer Teich) auf der Weißeritz nach Dresden eine Holzflöße statt. Das Flößholz kam aus böhmischen und sächsischen Forstrevieren. Die Erfindung der Dampfkraft und mit ihr der Bau der Eisenbahnen, womit bisher abseitige Gebirgstäler erschlossen wurden gingen die so wichtig gewesenen Flößen ihrem Ende entgegen. So wurde die Flöße der Wilden Weißeritz im Mai 1875 letztmalig betrieben. Zu Ende war die romantische Zeit der Zaunhäuser Floßknechte.

Eng verbunden mit der Forstwirtschaft und der Holzflößerei war das holzverarbeitende Gewerbe. Für die kleinen Handwerksbetriebe der Tischler, Stellmacher, Böttcher und Zimmerer bereiteten Schneid- bzw. Brett-Mühlen das notwendige Holz auf. Die wichtigste Schneidmühle im Ort in jüngster Vergangenheit war die "Herklotz-Mühle". Gefertigt wurden Bauholz (Sparren, Kanthölzer, Dielung etc.) für die Baumeister, Bretter für Tischler und im Winter wurden Schindeln und Dielung produziert. Nach dem 2. Weltkrieg mußte auch Grubenholz für den Wismut-Bergbau geschnitten und Holzkisten für verschiedene Verwendungen gefertigt werden. Die meisten Mühlen betrieben zusätzlich eine Dreschmaschine zum Schroten und Dreschen von Getreide der örtlichen Kleinbauern. Auch eine , im oberen Erzgebirge seltene, Lohgerber-Mühle, die "Biedermannmühle" existierte in Rehefeld. Hier wurde Baumrinde eingestampft und sog. Lohe zum Gerben von Fellen hergestellt.

Eine lebensnotwendige, wenn auch etwas untergeordnete Bedeutung spielte auf den kargen Böden die Land- und Viehwirtschaft. Neben der Eigenversorgung war eine frühere Erwerbsquelle "Der Butterhandel".

Eine gewisse Bedeutung erlangte ab 1800 der Kalkbergbau am Gießhübelberg in Zaunhaus.

Vorerst kamen die Kalksteine roh zum Verkauf. Abnehmer waren Bauern aus der Umgegend. Zwei Brennöfen wurden am Teichweg erbaut und das 10 m mächtige Kalklager im sog. Weitungsbau abgebaut. Ab 1865 wurden jährlich 7000 - 8000 hl (Hektoliter) Kalk gebrannt und verkauft. Im Jahr 1880 wurde der Kalkabsatz geringer, weil die Landwirtschaft mehr künstlichen Dünger verbrauchte.

Da die Abbaukosten den Erlös nicht mehr deckten, wurde 1900 der Kalkabbau am Gießhübel eingestellt. Von 1848 bis 1861 wurde außerdem unweit des Kalkbergwerkes in einem 1836 entdeckten Oberkarbonvorkommen Steinkohle gewonnen. Die geförderte Glanzkohle war jedoch sehr ballastreich, so daß der Abbau bald wieder einging.

Auf Resten alter Stollnhalden lassen sich noch Proben von Kohle und des weißen, grobkristallinen Kalksteines gewinnen. Mit etwas Glück funkeln in frisch abgeschlagenen Proben auch einige goldgelbe Pyritkörner in dem weißen Kalkstein. Außerdem bietet das Gebiet um Rehefeld den geologisch-mineralogisch interessierten Besucher viele Möglichkeiten besonderer Beobachtungen. So lassen sich rotbraune Granate im Phyllit, schöne Quarzkristalle, roter Schwerspat und gelber Flußspat finden.        

Neben diesen Erwerbsquellen früherer Zeiten erlangte eine neue immer mehr an Bedeutung - der Fremdenverkehr!

Erste Anfänge eines Fremdenverkehrs waren um die Jahrhundertwende und in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg zu verzeichnen. Einzelne Feriengäste, es waren besser-gestellte Leute aus den Städten, kamen in die oberen Gebirgsregionen um Ruhe und Erholung zu suchen. Nach und nach erfolgte eine Zunahme von Gästen in bestehenden Gasthöfen und privaten Unterkünften.

In den 30-iger Jahren des 20. Jhd. bis zum Beginn des 2. Weltkrieges war in Rehefeld die Blütezeit des Fremdenverkehrs. Rehefeld war zu dieser Zeit ein weit bekannter Erholungsort für Sommerfrische und Wintersport. Nach dem 2. Weltkrieg und in der Zeit der DDR bis 1989 war der Fremdenverkehr die wichtigste Erwerbsquelle der Einwohner durch das Betreiben einer Vielzahl von volkseigenen Ferien- und Erholungsheimen.

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